Die Kuh flop, die Bombe top?

Zur Logik des Kyoto Protokolls und des Pariser Klimaabkommens (CO2 Emissionen).

Wir, die Bürger und Bürgerinnen eines jeden Landes werden angehalten unseren „CO2 Fussabdruck“ zu vermindern um die Klimaemissionsziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen bzw. das/die Kyotoprotokoll(e) zu erfüllen. Frau Bürgerin und Herr Bürger erhalten z.B. unter Anfrage auf „Google“ folgenden Rat: (man wird grundsätzlich mit Du angesprochen)

„Wie kann der CO2 Ausstoss vermindert werden?

Lebensmittel:

  1. Iss lokale und saisonale Produkte (also keine Erdbeeren im Winter.)
  2. Iss weniger Fleisch, vor allem weniger Rind.
  3. Kaufe Fisch aus nachhaltiger Fischerei.
  4. Benutze wieder verwendbare Einkaufstaschen und vermeide Produkte mit viel Plastik.
  5. Kaufe nur das, was Du wirklich brauchst, um Abfall zu vermeiden.“ usw. usf. (Umweltbundesamt Deutschland)

Das hört sich für Sie vernünftig an, oder? Lesen Sie bitte weiter.
Herr und Frau Bürger und Bürgerin sollen sparen, beim Auto, beim Heizen (keine fossilen Energien) beim Essen von Fleisch, denn… alles „CO2 Sünden“. Das kostet Hr. und Fr. Bürger und Bürgerin viel Geld. Heizungen müssen ausgebaut, neue eingebaut werden; Autos sollen wenn überhaupt elektrisch gefahren werden.
Und dann ist da noch die Kuh. Hier entspinnen sich heisse Diskussionen. Ist die Kuh ein Klimakiller? Die Kuh stösst Methan aus und das gibt ein Äquivalent von ca. 18‘000 CO2 pro Kuh und Jahr… durchs Rülpsen und Pupsen. Anderseits, so werden wir informiert, frisst die Kuh ja auch Weideland. Und durch dieses Fressen wächst Gras nach und dadurch wird CO2 wieder gebunden. … Aha. So werden wir Bürger tagaus, tagein „unterhalten“ und über unsere Pflichten ein guter Mitbürger oder eine gute Mitbürgerin zu sein, belehrt, wobei … wer macht nicht gerne mit um der Weltgemeinschaft zu helfen zu überleben.

Aber… wussten Sie, dass im Kyotoprotokoll und im Pariser Klimaabkommen bis heute die Militärausgaben sowohl in Friedenszeiten wie auch in Kriegszeiten in der Bestandesaufnahme der CO2 Emission eines jeden Landes nicht erscheinen?

Sie werden ausgeklammert. Sie werden nicht gezählt. Dies geht zurück auf die USA, deren US Klimaverhandler Stuart Eizenstat in einer Anhörung vor dem Senatsausschuss 1998 feststellte. (Die deutsche Übersetzung finden Sie unmittelbar nach dem englischen Originalzitat.) „We took special pains working with the Defense Department and the uniformed military before and in Kyoto to protect the unique position of the United States as the world’s only superpower with global military responsibilities. We achieved everything they outlined as necessary to protect military operations and our national security.
At the Kyoto Conference, the Parties took a decision to exempt key overseas military activities from emissions targets, including exemptions for „bunker fuels“ (those used in international aviation and maritime transport) and for emissions resulting from a wide range of multilateral operations, such as peacekeeping and humanitarian relief. This exempts from our national targets not only multilateral operations expressly authorized by the U.N. Secuirity Council (such as Desert Storm or Bosnia), but also multilateral operations that the United States initiates pursuant to the U.N. Charter without express authorization (such as Grenada). Countries may also decide among themselves how to account for emissions relating to multilateral operations (e.g. U.S. training in another NATO country) without going through emissions trading.“1 („Wir haben uns besondere Mühe gegeben zusammenzuarbeiten mit dem Verteidigungsdepartement und mit unserem uniformierten Militär vor und während Kyoto um die einzigartige Position der Vereinigten Staaten als der Welt einzige Supermacht mit globaler militärischer Verantwortung zu schützen. Wir erreichten alles, was als notwendig erachtet wurde um die militärischen Operationen und unsere nationale Sicherheit zu schützen. An der Kyoto Konferenz entschieden die Parteien Schlüssel-Übersee militärische Aktivitäten von den Emissionszielen auszuschliessen, einschliesslich Ausnahmen für „Bunker Treibstoffe“ (diese, die im internationalen Luft- und Seeverkehr benutzt werden) und für Emissionen, die im Zusammenhang stehen mit einer grossen Spannbreite von multilateralen Operationen wie z.Bsp. zur Friedenserhaltung und für humanitäre Erleichterungen. Diese Befreiungen von den nationalen Zielen betrifft nicht nur multilaterale Operationen, die ausdrücklich durch das U.N. Security Council autorisiert wurden (wie z.Bsp. Desert Storm oder Bosnien), sondern auch multilaterale Operation die die Vereinigten Staaten gemäss der UN Charta ohne ausdrückliche Genehmigung initiiert haben. (Wie z.Bsp. Grenada) Die Länder sollten auch selber entscheiden wie sie die Emissionen berechnen wollen, die im Zusammenhang mit multilateralen Beziehungen entstehen (z.B. U.S. Training in anderen Natoländern) ohne dabei durch den Emissionshandel zu gehen.“, Übersetzung durch die Referentin)

So wurden nicht nur in den USA sondern auch in den andern Ländern die direkten und indirekten CO2 Emissionen der „Wertschöpfungskette“, Waffen und Kriege von den Emissionsmessungen bzw. dem „Emissionshandel“ der Länder ausgeschlossen. Dies gilt sowohl für Friedens- wie auch für Kriegszeiten.2

Und so ist es bis heute geblieben. Bis auf einige wenig ins Gewicht fallende Ausnahmen werden weiterhin in den Ländern die durch das Militär und dessen „Wertschöpfung“ verursachten Emissionen in Friedens- wie auch in Kriegszeiten in den nationalen Emissionszählungen nicht mitgezählt. Dies gilt auch für die immensen Kosten für den Wiederaufbau etc. der Infrastruktur nach der Zerstörung durch Kriege.
Dabei:

  • Am 8.7.2010 errechnete die britische Tageszeitung Guardian wie hoch der CO2 Fussabdruck bis 2010 durch den Irakkrieg war. Man kam auf 160 bis 600 Millionen Tonnen CO2 Emissionen plus 80 Millionen Tonnen für die Gesundheitsversorgung der Truppen.3
  • Es wird angenommen, dass das US-Militär 1.3 Billionen Tonnen CO2 Emissionen in der kriegsintensiven Periode 2001 bis 2018 kumulierte mit kriegsbezogenen Aktivitäten in Irak, Afghanistan, Pakistan, plus Syrien 440 Millionen Tonnen CO2.4
  • Emissionen durch Destruktion von natürlichen oder menschengemachten Karbonlagern während eines Krieges kann hunderte von Millionen Tonnen CO2 Emission generieren wie dies z.Bsp. bei den Wälderzerstörungen im Vietnamkrieg und dem Abbrennen von Ölquellen in Kuwait der Fall war. Das Abbrennen einer grossen Stadt kann bis zu 10 Millionen Tonnen CO2 Emission entsenden.
  • Die indirekten Emissionen um Städte nach einem Krieg zu rekonstruieren und die Infrastruktur wieder aufzubauen, kann leicht einmal über 100 Millionen CO2 Emissionen erreichen.5
  • In den ersten 7 Monaten des Russland-Ukraine Krieges wurden geschätzt hunderte von Millionen Tonnen Carbon in die Atmosphäre gesetzt. Die Sabotage der zwei Nordstream Pipelines im September 2022 führte zur grössten akut je freigesetzten Methanfreisetzung in die Atmosphäre.6

In dieser Zeit waren die Repräsentanten der „Letzten Generation“ bereits aktiv und… protestierten sie im Oktober 2022 weitläufig gegen den Krieg und die damit verbundenen Bedrohungen sowohl für das Klima wie auch für jedes menschliche Leben und jede menschliche Infrastruktur?
Nein! Diese „Kriegsemissionen“ werden Kyoto getreu ignoriert.
Die „Letzte Generation“ (Deutschlands) z.B. blockierte im Oktober 2022 in Berlin im Rahmen einer Klebeblockade ein Rettungsfahrzeug. Das kam in die Schlagzeilen. 2023 hat die „Letzte Generation“ Deutschlands zudem 1‘250 Strassenblockaden durchgeführt. (Quelle: Wikipedia) So wird der kleine Bürger mit seinem VW oder Opel nicht nur aufgehalten zur Arbeit zu fahren oder seinen wohlverdienten Urlaub mit einer Flugreise, Economy Class anzutreten. Er oder sie werden gebrandmarkt zum Untergang des Planeten massgeblich beizutragen.
Es scheint aus meiner Perspektive kleinlich, irrational und schädlich, wenn z.B. die Schweiz akribisch ihre „nationalen CO2 Emissionen“ misst. Erstens kennt die Atmosphäre keine regionalen Grenzen und zweitens um es medizinisch auszudrücken, wenn ein Körper unter einer Blutvergiftung leidet, ist nicht nur die Behandlung des einzelnen Eiterpickels irrelevant, der betroffene Mensch wird unweigerlich sterben, wenn bei der Behandlung die wesentlichen Quellen dieser Blutvergiftung (hier im übertragenen Sinne die Kriege und ihre Auswirkungen) als inexistent betrachtet werden und so bei der Behandlung keine Berücksichtigung finden.
Die Klimajugend wird meines Erachtens unter grossem Getöse der Medien irregeleitet und die anderen Bürgerinnen und Bürger gleich mit. Weder die engagierte Jugend noch die meisten Bürgerinnen und Bürger wissen wahrscheinlich von diesem „Emissionszahlenbetrug“ (persönliche Meinung der Referentin). Munter werden die Kinder und Jugendlichen so von „Pädagogen“ „ideologisch geformt“. Auf einem ganz anderen Blatt steht der Natur Sorge zu tragen und umsichtig mit Lebensmitteln und Ressourcen umzugehen.

Wir müssen uns um die wirklichen Probleme kümmern.

Gingen wir der Rechnung genau nach, so könnten wir konstatieren, dass z.B. abgestützt auf die Angabe, dass in den ersten 7 Monaten des Ukraine-Russland Kriegs 100e von Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre abgegeben wurden, man getrost Kohlekraftwerke in Europa stehen lassen kann, dafür auf Verhandlungen im Ukraine-Russland Krieg drängen muss um uns und unseren Planeten zu schützen. Ein mittleres Kohlekraftwerk produziert im Jahr ca. 10 Millionen Tonnen C02. Kommt es zu Verhandlungen, sparen wir soviel CO2 ein, dass man auch die Autofahrer in Ruhe lassen kann und die Menschen ihren Lebensgewohnheiten unbelehrt weiter nachgehen können. Von weiteren Aufrechnungen sehe ich an dieser Stelle ab. Unabhängig davon, welche wissenschaftliche Stellung man dem Pariser Klimaabkommen und dem Kyoto Protokoll beimisst; sowohl für diejenigen, die diese Abkommen als Ausdruck von Wissenschaft anerkennen, als auch für diejenigen, die das nicht tun, ist die ungeschminkte aber ignorierte Realität: Die grössten Belastungen für die Menschheit sind und bleiben die Kriege und die Bürgerinnen und Bürger dürfen sich nicht ablenken lassen durch Spiel, „Spass“ und Zahlengewirr. Wenn wir Menschen etwas für uns und unsern Planeten tun wollen, müssen wir den Finger auf den Friedenserhalt und in Kriegsgebieten auf Verhandlungen legen. Dies fördert nicht nur das menschliche Zusammenleben sondern trägt in existenzieller Weise dazu bei uns und unseren Planeten zu erhalten.
Die Schweiz als neutrales Land bleibt in diesem Zusammenhang eine Hoffnung für die Menschen auf der ganzen Welt; dass es ein demokratisches Land gibt, welches unparteiisch und neutral ist, und damit geeignet ist dort Friedensverhandlungen ebenso einzufädeln wie Waffenstillstandsabkommen.

Catja Wyler van Laak, im August 2024


1 Implications of the Kyoto Protokol on Climate Change; Hearing Before the Committee on Foreign Relations United States Senate One Hundred Fith Congress Second Session February 11, 1998; Vol. 4; S. 46.

2 Michaelowa A. et al.; Military and Conflict-Related Emissions: Kyoto to Glasgow and Beyond; Perspectves Climate Group; Freiburg, Germany June 2022.

3 Guardian, What’s the Carbon Footprint of… the Iraq war?; Mike Berners-Lee and Duncan Clark; 8.10.2010.

4 Michaelowa A. et al.; Military and Conflict-Related Emissions: Kyoto to Glasgow and Beyond; Perspectves Climate Groupe; Freiburg, Germany June 2022; S. 2.

5 Ebenda S. iii.

6 Chatham House; Oli Brown; How Russia‘s war on Ukraine is threatening climate security; 2. März 2023.